Das folgende Zitat aus dem Jahre 1941 entstammt einem Notizbuch Ita Wegmans, Ärztin und vertraute Mitarbeiterin Rudolf Steiners. Dieser Text diente ihr als Vorbereitung zu einer Ansprache anlässlich des Todestages von Rudolf Steiner (30. März 1925).
"Was wären wir ohne Anthroposophie? Welch ein mächtiges Geschenk ist uns da gegeben worden, mit dem wir die Menschheit und die Welt verstehen können.
Und immer wieder kommt die Frage, sind wir es wert gewesen? Wäre die jetzt so verzweifelte Lage der Welt sonst gekommen? Ist Anthroposophie dazu da, um Menschen zu trösten oder ist sie dazu da, um den Menschen den Weg zu weisen, um aus dem Materialismus herauszukommen dem Geiste zu? Wird nicht der Geist des Fortschritts geknebelt? Der Geist, der führen soll mit Geisterkenntnis die Geschehnisse auf Erden zu vertreten und zu lenken. Krieg führt man miteinander, die eine Nation will Herrschaft über die andere führen anstatt einander zu helfen und zu verwirklichen die christlichen Ideale - in Liebe zueinander im Geiste frei zu sein und brüderlich zu teilen; zu zerstören heilige Menschenleben, alte Civilisation, in ganz Europa unmöglich zu machen das Wirken des Geistigen. Wie wenden wir uns an Rudolf Steiner? Sucht er die Menschenseelen? Sammelt er die Verstorbenen um sich herum? Welche Menschenseelen sucht er? Diejenigen, die leuchten können, obgleich sie auf Erden ihre Wohnstätten haben. Die wirksame Anthroposophie muss in den Seelen als Licht erscheinen und dieses Licht muss die Brücke bilden von der Erde zum Himmel. Diese Lichtes-Himmelsleiter wird die inspirierten Gedanken zu den Menschen bringen, um das Geistige zu verstärken, auszudehnen, zu überwinden den Hass, Verständnis in den Seelen der Menschen einfließen lassen für die Eigenart des andern. Das ist was Rudolf Steiner will."
Ita Wegman, Notizbuch Nr. 74, 30.3.1941, zit. nach: Peter Selg (Hrsg.): Ita Wegmann, Erinnerungen an Rudolf Steiner, Arlesheim 2009, S. 24
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